Denkwürdige Halbfinals der UEFA Champions League
Sunday, April 21, 2024
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Zwei rein spanische Duelle, eine Galavorstellung von Roy Keane für Manchester United sowie ein Viererpack von Robert Lewandowski haben es in unsere Auswahl denkwürdiger Halbfinals geschafft.
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Die UEFA Champions League 2023/24 ist die 31. Ausgabe, bei der es ein Halbfinale gibt. Anlass genug, um euch einige der denkwürdigsten Partien der letzten Jahre vorzustellen.
Die meisten Halbfinal-Teilnahmen pro Verein (bis 2023/24)
17 Real Madrid
13 Bayern München
12 Barcelona
8 Chelsea
1994/95: Ajax - Bayern München 5:2 (gesamt)
Ein grandioser Auftritt im Rückspiel bescherte der jungen Ajax-Mannschaft den fünften Finaleinzug der Vereinsgeschichte. Nach 90 torlosen Minuten im Hinspiel ging es in Amsterdam richtig zur Sache. Jari Litmanen erzielte einen Doppelpack, außerdem waren Finidi George und Ronald de Boer für die Niederländer erfolgreich. Die Bayern waren zwischendurch in Person von Marcel Witeczek zum Ausgleich gekommen und durften nach dem Treffer von Mehmet Scholl nochmals hoffen, ehe Marc Overmars für Ajax alles klarmachte.
1998/99: Dynamo Kiew - Bayern München 3:4 (gesamt)
Stefan Effenberg und Carsten Jancker retteten den Bayern in einem sehr unterhaltsamen Hinspiel ein 3:3 in der Ukraine. Dabei hatte ein 22 Jahre alter Stürmer namens Andriy Shevchenko mit zwei Toren auf sich aufmerksam gemacht, doch im Rückspiel setzte sich die Cleverness der Bayern durch. Mario Basler schoss den FCB mit einem Traumtor ins Endspiel von Barcelona.
1998/99: Manchester United - Juventus 4:3 (gesamt)
Lange sah es so aus, als könnte Juve zum vierten Mal in Folge das Finale erreichen. Antonio Conte hatte sein Team im Old Trafford in Führung gebracht, allerdings glich Ryan Giggs in der Nachspielzeit aus. Im Rückspiel gelang Juve dank eines Doppelpacks von Filippo Inzaghi ein Blitzstart, doch United gab sich nicht geschlagen und kämpfte sich in die Partie zurück. Roy Keane lieferte dabei eine überragende Vorstellung im Mittelfeld ab und trieb seine Mannen zur Aufholjagd an. So konnte United erstmals nach 31 Jahren wieder das Finale erreichen und erlebte dort erneut eine dramatische Partie.
1999/2000: Valencia - Barcelona 5:3 (gesamt)
Valencia feierte im letzten Heimspiel ihrer Debütsaison in der UEFA Champions League einen der denkwürdigsten Abende der Vereinsgeschichte. Im Mestalla fegte man Barcelona mit 4:1 aus dem Stadion, und auch wenn es im Rückspiel eine knappe Niederlage gab, hatte die Elf von Héctor Cúper voll überzeugt. Im Endspiel traf man erneut auf ein spanisches Team, jedoch musste man sich dort Real Madrid beugen.
2001/02: Barcelona - Real Madrid 1:3 (gesamt)
Ohne den gesperrten Luís Figo konnte Real im Hinspiel einen 2:0-Auswärtssieg feiern. Barcelona hatte seit 19 Jahren kein Heimspiel mehr gegen den Erzrivalen verloren, doch nach Gegentreffern von Zinédine Zidane und Steve McManaman war es mal wieder so weit. Im Rückspiel brachte Raúl González die Königlichen in Führung und auch ein Eigentor von Iván Helguera konnte das Weiterkommen von Madrid nicht mehr gefährden.
2002/03: Juventus - Real Madrid 4:3 (gesamt)
Im Hinspiel hatte er das Tor bei der 1:2-Niederlage erzielt, nun gelang David Trezeguet im Stadio delle Alpi nach zwölf Minuten die Führung für Juve. Alessandro Del Piero erhöhte auf 2:0, anschließend hielt Gianluigi Buffon einen Elfmeter von Figo und Pavel Nedvěd sorgte für die Vorentscheidung. Der Ehrentreffer von Zinédine Zidane, der fünf Jahre lang das Juve-Trikot getragen hatte, war für Real nur noch Ergebniskosmetik.
2004/05: Milan - PSV Eindhoven 3:3 (gesamt, Milan dank Auswärtstorregel weiter)
Zwölf Monate nach dem spektakulären Comeback von Deportivo La Coruña (das nach einem 1:4 im Hinspiel gegen Milan doch noch weiterkam) hätte PSV um ein Haar die bösen Geister bei Milan erweckt. Die Niederländer unterlagen mit 0:2 im San Siro, doch Ji-Sung Park und Cocu sorgten dafür, dass der Rückstand schnell egalisiert wurde. Massimo Ambrosini erzielte für Milan in der Nachspielzeit das wichtige Auswärtstor, nun brauchte PSV zwei weitere Tore zum Weiterkommen. Cocu machte die Sache mit einem Lupfer zwar noch einmal spannend, doch am Ende reichte es nicht. "PSV hat die Partie fast 90 Minuten lang dominiert, so dürfen wir einfach nicht auftreten", meinte Milan-Verteidiger Jaap Stam nach dem Spiel.
2012/13: Borussia Dortmund - Real Madrid 4:3 (gesamt)
Es war eine One-Man-Show: Robert Lewandowski erzielte im Hinspiel vier Treffer und ließ das 50. Champions-League-Tor von Cristiano Ronaldo fast in Vergessenheit geraten. "Das war heute Fußball pur", sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp nach dem Spiel. "Meine Spieler waren nicht zu halten." Trotzdem wurde es im Rückspiel nochmals spannend, weil Dortmund beste Chancen ausließ und in der Schlussphase nach Toren von Karim Benzema und Sergio Ramos ins Schwimmen geriet. "Wir waren nach dran", meinte Real-Trainer José Mourinho anschließend. "Wenn wir früher getroffen hätten, wäre alles möglich gewesen."
2013/14: Bayern - Real Madrid 0:5 (gesamt)Nach dem knappen Heimsieg im Hinspiel gingen die meisten Experten davon aus, dass das Rückspiel eine ebenso enge Nummer werden wird. Die Bayern kassierten mit dem 0:4 aber ihre höchste Heimniederlage in einem UEFA-Klubwettbewerb, während Ronaldo mit seinen Toren 15 und 16 einen Rekord für die meisten Treffer in einer Champions-League-Spielzeit aufstellte. "Diese Mannschaft überrascht mich immer wieder, und heute war sie sehr gut", sagte Trainer Carlo Ancelotti nach der Partie in München.
2017/18: Roma - Liverpool 6:7 (gesamt)
Die Reds erzielten in den ersten 34 Minuten des Hinspiels fünf Treffer, darunter je zwei von Mohamed Salah und Roberto Firmino. Das Spiel schien schon frühzeitig entschieden, aber zwei späte Tore der Giallorossi ließen noch einmal Spannung aufkommen. Edin Džekos zweiter Roma-Treffer und ein später Doppelpack von Radja Nainggolan sorgten dafür, dass der Rekord für die meisten Tore in einem K.-o.-Duell der Champions League eingestellt werden konnte. "Es ist völlig normal, dass man in solchen Situationen die Nerven behalten muss", resümierte Liverpool-Trainer Klopp.
2018/19: Liverpool - Barcelona 4:3 (gesamt)
Der doppelte Lionel Messi im Camp Nou. Ein Comeback nach einem Drei-Tore-Rückstand im Halbfinal-Hinspiel hatte es noch nie gegeben. Liverpool hatte sich an diesem denkwürdigen Abend fest vorgenommen, Geschichte zu schreiben. Divock Origi erzielte den ersten und letzten Treffer im Rückspiel, dazwischen traf Georginio Wijnaldum doppelt. "Ich habe den Jungs vor dem Spiel gesagt, dass es unmöglich ist – aber weil sie es waren, hatten sie eine Chance", sagte Klopp. Es war eines der erstaunlichsten Comebacks ... bis zum nächsten Abend.
2018/19: Ajax - Tottenham 3:3 (gesamt, Tottenham gewinnt aufgrund der Auswärtstorregel)
Donny van de Beek traf im Hinspiel für Ajax, ehe Matthijs de Ligt und Hakim Ziyech noch vor der Halbzeit in Amsterdam die vermeintliche Entscheidung herbeiführten. Der Brasilianer Lucas Moura sorgte jedoch im Rückspiel mit seinem Hattrick im zweiten Durchgang für ein waschechtes Fußballwunder. Der entscheidende Treffer fiel erst in der sechsten (!) Minute der Nachspielzeit. "Der Fußball schenkt uns Momente wie diesen, die wir uns nicht vorstellen können", sagte der Matchwinner. "Das ist der schönste Moment in meinem Leben."
2021/22: Real Madrid - Manchester City 6:5 (gesamt)
Das Hinspiel war ein Offensivspektakel, bei dem die Madrilenen durch einen Doppelpack von Benzema im Rennen blieben. Riyad Mahrez schien die Hoffnungen der Königlichen im Rückspiel zu zerstören, doch Ancelottis Mannschaft konnte mit einem Doppelschlag von Rodrygo in letzter Sekunde den Ausgleich erzielen. Benzema behielt vom Elfmeterpunkt aus die Nerven und machte in der Verlängerung das Comeback perfekt. "Ein weiterer verrückter Abend", sagte Federico Valverde. City revanchierte sich jedoch in der darauffolgenden Saison an gleicher Stelle auf dem Weg zum ersten Champions-League-Titel in der Vereinsgeschichte der Skyblues.